(Gepubliceerd in Handelsblatt van 1 juli 2002).
Nachhaltigkeit spielt in den Unternehmen eine immer größere Rolle. Investoren, Kreditgeber und die Gesellschaft sorgen für den nötigen Druck.
Groß, schwer und unhandlich waren sie einmal: die eckigen oder runden Waschmittel-Kartons. Geschichte! Heute gibt es hoch konzentrierte “Megapearls- in einer Packung, die bequem in eine Handtasche passt. Von der Erfindung profitieren alle: Der Verbraucher, der weniger tragen muss, Henkel – denn die eingesparten Rohstoffe schlagen mit vier Millionen Euro im Jahr zu Buche – und die Umwelt: Weil weniger Abfall entsteht und die Ressourcen geschont werden. Letztlich profitieren davon unsere Kinder und Enkel.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, alle Ressourcen so effizient einzusetzen, dass auch künftige Generationen davon leben können. Doch stattdessen kostet das Einsetzen eines billiges Ersatzteils in ein Bügeleisen oder das Schneideblatt einer Heckenschere mehr als ein Neugerät. Der Kunde ärgert sich, es werden mehr Ressourcen und Energie verbraucht, und mehr Emissionen und Schrott entstehen.
Das kann auf Dauer nicht so bleiben. Zehn Jahre nach dem Umweltgipfel von Rio wird im September in Johannesburg erneut ein Weltgipfel auf “nachhaltiges Wirtschaften- pochen, also darauf, wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit zu verbinden.
In Deutschland noch kaum bekannt
Dafür sprechen nicht nur ethische, sondern auch ökonomische Argumente. Während in Deutschland der Begriff Nachhaltigkeit noch weitgehend unbekannt ist, ist in den Niederlanden, angelsächsischen Ländern und Skandinavien die Ansicht verbreitet, dass sich nachhaltiges Wirtschaften nicht nur ökologisch und sozial, sondern auch betriebswirtschaftlich auszahlt. Deshalb verstärken immer mehr Experten, institutionelle Anleger, Kleinanleger und Kreditgeber den Druck auf Unternehmen, nachhaltig zu denken.
Um Abfall und Emissionen zu verringern, haben Unternehmen in Deutschland bereits viel getan. Boden, Luft und Wasserqualität sind gestiegen. Doch Nachhaltigkeit ist mehr: Die heimischen, meist gesetzlich verankerten Umwelt- und Sozialstandards müssen konzernweit gelten. Kreislaufwirtschaft sollte auch in Entwicklungsländern angestrebt werden und Kahlschlag von Urwäldern sowie Kinderarbeit passé sein. Diesen Weg haben erst wenige Konzerne eingeschlagen. Das Argument der anderen: Zu teuer.
Eine führende Rolle beim Umweltschutz schwäche Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht, betont hingegen der Umweltrat der Bundesregierung. Im Gegenteil: Der globale Handlungsdruck werde steigen, und dann lohne es sich auch wirtschaftlich, Vorreiter gewesen zu sein, meinen die Wissenschaftler.
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